Die Fichte prägt das Erscheinungsbild vieler deutscher Wälder. Nun ist sie Baum des Jahres 2017.
  • Baum des Jahres 2017

Es lebe die Fichte!

“Baum des Jahres” hat die Gewöhnliche Fichte zum Baum des Jahres 2017 gewählt. Was macht diesen Baum so besonders?

Seit 1989 wählt die “Baum des Jahres - Dr. Silvius Wodarz Stiftung” in jedem Jahr einen Baum, der größere Aufmerksamkeit verdient. In diesem Jahr wurde es die Gewöhnliche oder auch Europäische Fichte. Ein Baum dessen Anblick uns Dank seiner künstlich hohen Verbreitung wohl bekannt ist. Aber auch darüber hinaus liefert die Fichte viel Gutes und Nützliches. Sie ist eine der Hauptquellen des dunklen Waldhonigs. Ihre Nadeln enthalten ätherische Öle, die zur Behandlung von Atemwegserkrankungen eingesetzt werden. Ihre Rinde birgt Gerbsäure, die in alten Zeiten zur Lederherstellung gebraucht wurde. Und im Instrumentenbau ist die Fichte nachwievor ein wichtiger Rohstoff für die Fertigung von Saiteninstrumenten wie dem Cello, der Gitarre oder einst der berühmten Stradivari.

Die Fichte ist ein recht kontrovers diskutierter Baum. Für die einen ist sie Träger des wachsenden Holzbedarfs und des Wirtschaftswachstums bis in die Industrialisierung hinein. Im Mittelalter gerodete Waldflächen wurden mit der gerade wachsenden und dicht an dicht pflanzbaren Fichte wieder aufgeforstet. Obwohl sie in Deutschland von Natur aus nur in sehr wenigen Gebieten vorkommen würde, ist sie aufgrund des hohen Nutzholzbedarfs noch heute die häufigste Baumart - vor allem im Süden von Deutschland. Für die anderen ist die Fichte aus genau diesen Gründen ein Symbol schädlicher Monokultur in der Forstwirtschaft.

In der Menge ist sie schwach

Nichtsdestotrotz droht die Fichte zu einem bedrohten Baum zu werden. Woran liegt das? Zum einen übersauert zunehmend der Boden, worauf die eigentlich anspruchslosen Bäume empfindlich reagieren. Zum Teil ist dies auf ihre eigenen Nadeln zurückzuführen, die sich in Monokulturen und reinen Nadelwäldern besonders stark ablagern. Viel schlimmer ist jedoch der saure Regen, der durch Abgase aus der Industrie und dem Verkehr verursacht wird. Betroffene Bäume werden kahl, verkümmern und sterben ab. Am stärksten macht sich dies ausgerechnet dort bemerkbar, wo die Fichte natürlich wächst, nämlich in höher gelegenen, kärgeren Gefilden, in denen die Konkurrenz zu großen Laubbäumen um Wasser und Sonnenlicht nicht so groß ist. Auch durch die Erwärmung des Klimawandels fühlt sich die Fichte in diesen Gegenden immer weniger heimisch.

Aber auch dort, wo die Fichte unnatürlich wächst und keine Konkurrenz zu Laubbäumen zu befürchten hat, muss sie sich großen Problemen stellen. Stürme reißen Lücken in die Wälder und Schädlinge wie der Borkenkäfer können sich hier besonders leicht verbreiten. All diese Faktoren bewirken, dass die Verbreitung der Fichte zu kippen beginnt. Nicht zuletzt deswegen wurde die Fichte zum Baum des Jahres 2017 gekürt, damit mehr Bewusstsein für diese Problematik geschaffen wird. Zwar hat es vor einigen Jahrzehnten ein Umdenken in der Forstwirtschaft gegeben, die nun wieder zum gesünderen Mischwald tendiert. Doch der Klimawandel und die Luftverschmutzung halten an. Die Folgen könnten uns schon bald ereilen.

Bild: © shutterstock / dugdax