Igel fressen unter anderem auch Schnecken und sind nicht zuletzt deswegen ein gern gesehener Gast im Garten.
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Der richtige Umgang mit Tieren im Winter

Ein lebendiger Garten mit vielen Bewohnern ist nicht nur idyllisch, sondern auch ausgewogen. Viele Schädlinge werden durch Fressfeinde in Schach gehalten. Damit Ihre nützlichen Mitbewohner den Winter überstehen und auch im nächsten Sommer tätig sein können, sind jedoch ein paar Dinge zu beachten.

Für uns Menschen ist der Winter eine ungemütliche Jahreszeit voller Grippen und Erkältungen, Glatteis und trüber Stimmung. Lebensbedrohlich sind Schnee, Eis und Kälte für uns aber nicht. Für die Tiere in unseren Gärten sieht die Lage anders aus. Sie haben keine warmen Wohnungen mit Heizung oder Kamin, sodass schon die Kälte zur ernsten Bedrohung werden kann. Darüber hinaus wird das Nahrungsangebot knapp oder fällt ganz und gar aus. Zugvögel wandern aus diesem Grund vorübergehend aus. Aber für Igel, Kröte und Fledermaus ist der Weg viel zu weit. Deswegen haben Sie andere Strategien entwickelt.

Im Großen und Ganzen gibt es unter unseren Gartenbewohnern drei Strategien erfolgreich zu überwintern: Winterschlaf, Winterruhe und Kältestarre. Alle drei sind darauf ausgelegt, möglichst wenig Energie zu verbrauchen und so das Unterangebot an Nahrung auszugleichen.

Winterschlaf wird in erster Linie von Säugetieren, wie Igel, Maus oder Fledermaus gehalten. Dabei fallen die Tiere über die kalten Monate (meist November bis März) in einen tiefen Schlaf, währenddessen ihre Körperaktivität auf ein Minimum heruntergefahren wird. Beim Igel etwa schlägt das Herz nur noch fünf Mal in der Minute, anstatt der üblichen 200. Und die Fledermaus verbraucht in 14 Tagen so viel Energie, wie im Sommer in einer Stunde auf der Jagd. Auch die Körpertemperatur sinkt dabei auf wenige Grad herab. In dieser Zeit zehren die Tiere allein von dem Fett, dass sie sich im Herbst angefuttert haben.

Tiere in der Winterruhe hingegen haben durchaus auch Wachphasen und verbrauchen entsprechend etwas mehr Energie. Deswegen haben sich die meisten einen Wintervorrat mit zusätzlicher Nahrung angelegt. Wie zum Beispiel der Maulwurf, der seine Speisekammer mit erbeuteten Würmern und Käfern füllt, oder das Eichhörnchen, das überall im Garten Eicheln oder Nüsse vergräbt. Wird die Nahrung knapp, können sich die Winterruhenden auch auf die Suche nach neuen Vorräten begeben. So kann man Dachse und Marder auch im Winter antreffen.

Die Kältestarre hingegen wird von einigen Reptilien, Amphibien und Insekten eingenommen. Dabei wird die Körperflüssigkeit so weit es geht reduziert und die verbliebene Menge in Glukose eingelagert, die gewissermaßen als Frostschutzmittel dient. Nichtsdestotrotz verfallen sie währenddessen in eine vollkommene Starre, bis die Temperaturen wieder steigen.

In jedem Fall benötigen überwinternde Tiere ein sicheres Versteck, in dem Sie ungestört ruhen können. Anderenfalls könnte ihnen die Kälte gefährlich werden oder sie könnten Räubern zum Opfer fallen. Werden Tiere im Winterschlaf geweckt, fährt ihr Kreislauf wieder hoch. Sie verbrennen Energie und fliehen womöglich in die Kälte. Dann wären sie dem Tod geweiht. Wenn Sie möchten, dass Ihre Gartenbewohner gut durch den Winter kommen, sollten Sie ihnen also viele Verstecke zur Verfügung stellen. Als solche dienen Holzstapel, Mauern mit Spalten, kleine Haufen aus Laub, Zweigen und Reisig, aber auch dichtes Buschwerk und Hecken. Wer keinen geeigneten Schuppen oder gar eine alte Scheune hat, kann Fledermäusen auch spezielle Nistkästen zur Verfügung stellen. Auch Vögel freuen sich über geeignete Häuschen oder Nistkästen.

Damit ruhende Tiere noch etwas zu fressen finden, sollte Ihr Garten nicht zu penibel aufgeräumt werden. Rumpelecken und Laubhaufen, die bis zum Einbruch der Kälte nicht entfernt wurden, sollten ebenfalls nicht mehr beseitigt oder versetzt werden. Wenn es nicht anders geht, kann ein vorsichtiges Nachschauen, ob dort jemand haust, nicht schaden. Von Laubbläsern sollte im Winter am besten überhaupt kein Gebrauch gemacht werden, wenn man nicht riskieren möchte, Überwinternde aus dem Schlaf zu reißen.

Helfer in der Not

Leider kann es aber auch vorkommen, dass Tiere ganz ohne menschliches Zutun in Not geraten. Beispielsweise, wenn Sie im Herbst nicht genügend Winterspeck zulegen konnten und nun vom Hunger aus dem Winterschlaf gerissen werden. Vielleicht haben sie auch den Angriff durch einen Räuber überlebt oder wurden durch einen Sturm obdachlos. Immer wieder finden Gartenbesitzer einen abgemagerten Igel durch den Schnee kriechen oder eine halb verhungerte Fledermaus am Boden liegen. Hier kann menschliche Hilfe lebensnotwendig sein.

Wichtig ist, dass Sie nicht ohne professionelle Unterstützung tätig werden. Wenn Sie beispielsweise eine Fledermaus füttern, bevor Sie medizinisch versorgt wurde, kann es leicht passieren, dass sie erstickt, weil ihr Körper die zugeführte Nahrung noch gar nicht verarbeiten kann. Tierärzte können Sie auch darüber aufklären ob und wie das Tier im Anschluss zu versorgen ist. In den meisten Fällen wird es aber auf eine Fütterung hinauslaufen, da Fledermäuse im Winter kaum natürliche Nahrungsquellen (vorwiegend Insekten) finden werden. Tragen Sie beim Auflesen des kranken oder verletzten Tieres aber unbedingt Arbeitshandschuhe. Der Überlebensinstinkt kann auch stark geschwächte Tiere zu einem kräftigen Biss verleiten.

Am besten sind Fledermäuse in einem mit Küchenrolle ausgelegten Karton untergebracht. Natürlich muss dort genügend Luft hinein gelangen. Der Karton sollte weder draußen in der Kälte noch im warmen Wohnzimmer stehen. Braucht das Tier Wärme, sind kleine Wärmequellen wie körperwarme Wärmflaschen oder Kirschkernkissen zu bevorzugen, von denen sich die Fledermaus zurückziehen kann, wenn es ihr zu warm wird.

Bei Igeln muss vor allem festgestellt werden, wie groß die Not überhaupt ist. Prinzipiell sollten die possierlichen Tiere nur dann in menschliche Obhut gelangen, wenn es gar nicht anders geht. Je nach Jahreszeit und Zustand des Tieres genügt es nämlich schon, ihnen Futter bereit zu stellen. Wichtig: Igel sind keine Nagetiere, sie brauchen vor allem Fett und Eiweiß. Füttern Sie daher mit Feucht- oder Trockenfutter für Katzen. Auch Igelfutter kann Untergemischt werden. Hundefutter enthält zu viele Kohlenhydrate, die für Igel unverdaulich sind. Füttern Sie deswegen auf keinen Fall Obst oder Gemüse, Nüsse oder Essensreste. Zur Not tut es etwas ungewürztes Rührei. Zu trinken sollten Igel ausschließlich klares Wasser bekommen. Denken Sie daran, dass Igel nachtaktiv sind. Suchen Sie erst einen Tierarzt auf, wenn Ihr Schützling über Nacht nichts gefressen hat.

Zu schwache oder kranke Tiere kommen am besten in eine Igelstation in Ihrer Umgebung. Ist diese überfüllt oder zu weit weg, können Sie ihn auch zuhause pflegen. Dazu bauen Sie ihm am besten ein kleines Gehege mit einem Unterschlupf in den er sich verkriechen kann. Muss der Igel gewärmt werden, wickeln Sie ihn am besten locker in ein Handtuch ein und geben ihm eine lauwarme Wärmflasche.

Ganz junge Igel hingegen brauchen unter Umständen auch Körperkontakt. Hierzu kann Sie ein Tierarzt näher beraten. Aber denken Sie daran: Ist der Igel in Ihrer Obhut auch noch so niedlich, im Frühjahr muss er wieder ausgewildert werden. Igel sind keine Haustiere. Selbst wenn Sie ihn über Wochen umsorgt haben, wird er nach kurzer Zeit in der freien Wildbahn wieder scheu wie eh und je werden.

Vögel brauchen in der Regeln nicht zusätzlich gefüttert zu werden. Sie finden auch im Winter genug zu fressen. Nur wenn es über längere Zeit Frost gibt, kann Zufüttern sinnvoll sein. Hierzu haben wir einen eigenen Artikel für Sie bereitgestellt. Da sich viele Vögel auf eine regelmäßige Fütterung zu verlassen beginnen, sollten Sie diese nach einer längeren Zeit aber nicht wieder einstellen, bis die warme Frühjahrssonne durch die Wolken bricht.

Bild: © shutterstock / Michal Ninger